14.08.2020 / 1400-1420 Hinterhof
14:00
Ich höre das Klingeln an der Haustür, während eine Taube laut flatternd auf einen Baum im Hinterhof fliegt.
Ich sitze mit meinem Atemhocker genau an der Stelle, an der eigentlich die Bank stehen sollte, die mir A geschenkt hatte, vor ca. 12 Jahren, als ich hier eingezogen bin und meine Tochter noch klein war. Die Mütter und Kinder sollten einen Platz im Hof haben, bis die Hausverwaltung nach kurzer Zeit erklärte, sie wolle dort keine Bank, wenn das jeder machen würde, jeder sich in den Hof setzen würde, das wäre nicht gut. Das erlebte ich als massive Einschränkung. „Bloss mucksmäuschenstill, das ist erlaubt. „Leben verboten“, so habe ich es wahrgenommen.
14:02
Meine Füsse, die Hacken, können den Boden gar nicht berühren, die schön rot verfugten Fliesenboden. Links die Betontreppe, ein rosé Fahrrad, das extra in einem Kinderfahrradständer eingestellt ist. Es dürfen hier keine anderen Räder parken, hier, wo ich jetzt sitze, am Fusse der Treppe, soll der Platz für die Kinder sein. Jetzt erst versuche ich, die Hacken zum Boden zu bringen. Rechts von mir, ein Fahrradständer mit Platz für drei, zwei Kinderräder lehnen freundlich aneinander gekettet da.
14:04
Mein Blick ist in unmittelbarer Nähe, vor mir ein Fahrradständer für drei, zwei davon gehören unsern anderes steht schon seit mehr als einem halben Jahr hier herum, festgekettet, es ist ein Premiumparkplatz, besonders, wenn man mal kurz hin und her möchte.
14:05
Die Taube flattert aufgeregt im Baum. Ich mag sie nicht. Sie sind so groß, ob sie vielleicht die kleineren Vögel vertreiben?
14:06
ich bin an die warme Hauswand gelehnt. Vorne höre ich die Tür ins Schloss fallen, aber ich sehe keinen. Ich höre eine Männerstimme, es schallt von irgendwo her, kann sie nicht verorten. Der Wind ist angenehm, vom Wind umspielt. Woher kommen die Männerstimmen? Möglicherweise aus dem nächsten Hinterhof? Hier ist es ganz still.
14:07
Einige Spatzen besetzen das kleine Vogelhäuschen, dort bekommen sie auch Futter und Wasser, manchmal ist es ganz voll von den Vögeln, – ein illustres Treiben. Süß. Eine große grüne Pflanzenwand vor mir, sie versperrt die Sicht auf die EG-Wohnung im Seitenflügel. Wer da wohnt, weiß ich eigentlich gar nicht so richtig, kein Kontakt zu den Leuten im Nebengebäude, die Taube flattert wieder in den Baum. Vorne bewegt sich die Eingangstür. Hoffentlich fragt mich keiner, was ich hier mache, dafür habe ich keine Kapazitäten. Nur ich, die Vögel und die Taube, bis jetzt.
14:09
Ich atme durch, gehe die Wohnungen im Hinterhaus und Seitenflügel innerlich durch. Ach, da fährt jemand im Fahrstuhl und schaut mal kurz nach unten, kommt wohl vom Einkaufen zurück, schwerbepackt. Der Fahrstuhl ist an das Vorderhaus angeklatscht. Ich höre Schlüsselgetöse, möge es nicht die Nachbarin sein, will nicht reden.
14:11
Eigentlich wollte ich mich … – der Fahrstuhl fährt wieder herunter, ein gläserner Fahrstuhl, sehr eng und klein und ich weiß, dass er massiv dazu beiträgt, die Nebenkosten in die Höhe zu treiben. Ein Fahrstuhl ist teuer. Er ist nur im VH, Gott sei Dank.
Im Seitenflügel muss man hoch laufen und im Gartenhaus auch. Ich wohne in der 1. Etage, das ist eigentlich angenehm, aber leider auch dunkel, jetzt aber nicht, im Sommer ist es toll. Ich schweife ab in Gedanken.
14:13 … ich wollte mich auf das Gespräch mit Frau W. vorbereiten, mental, mir überlegen, was ich will. Aber jetzt wieder Tellergeklapper und die Vögel.
14:14
ach, ich liebe diese schönen Zahlen und schon ist es 14:15
ich schaue hoch, möchte nicht mehr oben wohnen, wenngleich ich Himmelwohnungen sehr liebe.
Einige Fenster sind weit geöffnet, oben bei C. ein Gebinde aus Geranien, orange und rosa, am offenen Fenster, schön festgebunden. Hier gibt es keine Balkone.
Neben mir ein Riesenparkplatz für Fahrräder und es sind viele da. Es ist mühsam, in dem Gewirr der vielen Fahrräder, sein Fahrrad anzuschließen. Weil man sich so tief bücken muss.
14:17
Im Nachbarhof öffnet einer krachend die Mülltonne und scheint etwas zu entsorgen. Ich höre auch so etwas wie Fernseher, kann es aber nicht zuordnen, und wieder höre ich das laute Entsorgen im Nachbarhof.
14:18
Ich schaue wieder hoch. Jetzt klingelt es irgendwo laut, schon vorbei, vllt eine Waschmaschine.
14:19
Neben dem großen Fahrradplatz stehen die Mülltonnen, 4 für Glas, in grün, eine für Kompost, aber wir machen ja Kompost im Garten, da braucht es diese hier nicht unbedingt, eine große und eine kleine blaue für Papier, 1 für Restmüll und eine gelbe. Alles sehr ordentlich.
14:20
Es riecht nach der Shisha bar, ein flavour … behind me. Hab mich langsam dran gewöhnt.