Während wir da so sitzen, in einem Raum, der Raum der Stille heißt, fließen Gedanken, Gefühle, Wahrnehmungen in Form von Buchstaben aus mir heraus, die mich immer wieder selbst überraschen und das Thema Stille neu beleuchten. Wie erlebt Ihr Stille und wo? ist da ein exklusiver Raum? Begegnet Ihr der Stille auch am Arbeitsplatz oder mitten da, wo das Leben tobt? Freue mich über Eure Entdeckungen und Erfahrungen mit Stille, still-sein gerne unten in den Kommentaren. Mein Text ist geschrieben, wie empfangen.
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14.04
Ein kleiner Raum, sehr klein, – für Berliner Verhältnisse. Eine Frau geht raus, durch eine kleine Schleuse. Ich muss niesen, ganz leise, packe meine Sachen aus, alles knistert und knattert, alles andere als still. Selbst das Schreiben hört man, wenn man möchte.
14:06
2:06 – der Geburtstag von meiner Mutter und meiner Schwester, am Montag ist es wieder. Meine Mutter sagte, wenn es Dir zu still ist, mach doch einfach das Radio an! Ich frage mich gerade, was ist eigentlich STILL? LIST – steckt drin, LLIST, istLL, iLLST, keine Assoziationen, LEISTe, still sein, Stille muss man sich leisten?
14:07
Raum für Stille und 8 Stühle. Mehr Menschen passen hier nicht rein. Die Tür geht auf, Fuß- bzw. Laufgeräusche. Ein Mensch. Sie nimmt Platz, schaut auf ihr Handy, dabei steht draußen, neben dem blauen STILLE-RAUM Schild, ein Verbotsschild für handys.
14:09
Wie sind „bewaffnet“ – mit Handy und Laptop und nun schreiben wir schließlich mit der Hand. Ich höre meinen Atem. Von draußen höre ich auch was, aber gedämpft.
14:10
Ich schaue, während dem ich versuche, zu hören. Je mehr ich auf Hören fokussiere, desto lauter ruft das Sehen. Es ist nie still. Die Gedanken sind so laut. Das Handy gibt kurz mal Vibrationszeichen. Ich höre. Ich empfange. Mein Bauch wird eng, alles andere als frei. und schon gar nicht still.
14:12
Die Frau geht wieder. Schnupft noch kurz. Rechts an der Wand hängt ein dicker, bräunlich gewebter Wandteppich mit hell mittendrin. Könnte sich um eine Sonne handeln, in der Mitte. Gegenüber eine weiße Wand als Wandbehang, mit sich bewegenden Stoffelementen, könnte auch aus Papier sein, im Bogen angeordnet.
14:13
Alles andere als still. Was ist, geschieht, mehr nicht. Innerlich ruhig sein, das wünschte ich mir. Alles in mir ist laut, die Temperatur, die Gedanken, das Schlucken, der Versuch zu meditieren, das Angebot von C., das rigorose Nein von H.
14:15
Das Papier, auf dem ich schreibe, ist warm. Die Hitze schleicht sich vom Kopf über die Schultern in mich hinein.
14:16
Still sein braucht Ruhe, Bewegungsruhe. Alles in mir bewegt sich. Der Atem, der Herzschlag. Huch, das war was, ein Geräusch. Ich höre tatütata draußen, gedämpft. Ich sehe unsere Schatten in der Glasscheibe.
14:18
Draußen sitze eine Concierge-Frau. Sie war sehr freundlich und zugewandt, drückte uns ein Papier über die Stille in die Hand, können Sie lesen. Und … wir können so lange bleiben, wie wir wollen.
14:19
Mein Mund legt sich in Falten, die Lippen pressen aufeinander. Sie Stühle quetschen meine Arme zusammen. Warum nur soll Stille gut sein? Schon wieder atme ich ganz laut.
14:20
Noch4 Minuten. Ich sehe die Atembewegung in meinem Brustkorb.
14:21
Schon die 4l Seite. Wenn ich morgens mal schreibe, journaling, dann genügen 3 Seiten, das genügt auch. Stille – wo bist Du? Gedankenstille. Ist das gar ein Widerspruch? Protokoll schreiben in der Stille? Unvereinbarkeiten, etwas, das nicht zusammen paßt?
14:22
Welche schöne Zahl. 0222 Das Umblättern der Seiten hört man auch. Eigentlich lädt mich der Raum auch ein, ganz laut zu sein, so wie Rumpelstilzchen .
14:23
Alles hier wirkt wie ein Konzept. Eine nicht gelebte Wirklichkeit, eine gute Idee. Ein Konzept zu Stille. Mit M. meditieren, da gelingt es mir allmählich besser, still zu sein, zur Ruhe zu kommen.
14:24
Stille bewegt sich durch den Raum. Hinter uns ist Stille und der eine Lichtstrahl von draußen durchkreuzt die Stille.
*siehe auch: Parallelprotokoll und wenn du mitschreiben möchtest, klicke hier
Das ist wieder ein ganz wunderbarer Text, liebe Sabine. Schreibkunst. Ich kann es mir so gut vorstellen und mitfühlen.
Liebe Grüße von Rebecca
Liebe Rebekka,
wow! Welch eine schöne Rückmeldung.
Großen Dank, auf bald mal wieder, Sabine
schön 🙂
Danke, liebe Elektra. Gemeinsam still sein, das haben wir schon erlebt, welch ein Glück!