Berlin-Protokoll: Wasserspielplatz

1107202417301750_PP_Plansche Nordbahnhof

17:31
Wir sitzen hier schön, safe. Links von uns der ganze Autoverkehr und die Tram vor uns jede Menge Kinder, die ihrem Spaß damit haben, mit Wasser herum zu sauen. Da kriege ich auch gleich Durst. Eine Mutti mit Deckel im Mund, sieht komisch aus, jetzt nimmt sie ihm heraus. 
Alle gegen alle.
Alle Hautfarben vertreten, alle Größen, zumeist Jungen. Die Mädchen stehen etwas abseits. Mein Blick fällt auf ein Mädchen, das schaut zu. Mit einem kleinen Schlüpferchen bekleidet, steht sie da und läuft dann plötzlich weg. Ich folge ihr mit meinen Blicken. In der Hand hält sie ihre Sandale. Ich schaue ihr von Ferne noch zu, wie sie ihre goldene Sandale unter einen Wasserstrahl hält und vorsichtig das Wasser im Schuh transportiert. 

17:34
Ganz vorsichtig kommt sie zurück, schaut sich um, was die anderen Kinder machen. Jetzt geht sie direkt an uns vorbei und gibt ihrer Muddi den Wasserschuh.

17:35
Die Jungens vor uns füllen eine Wasserflasche aus Plastik und sie schütten sich das Wasser gegenseitig über den Kopf oder sie nehmen es sich weg. Ein Vater steht daneben, versucht freundlich, zu schauen, vielleicht sich einzumischen, die Jungens ignorieren ihn, sie sind so stark im Spiel verhaftet. Ich denke an G., wie er mich als junge Mutter belehrte, mit dem Satz „dont disturb a running system“. Die Jungens sind gut miteinander und der Vater geht jetzt weg. 

17:36
Die Kinder sind so wohl, in ihren Körpern. Zweifelsohne, bewegen sie sich mit Spass und Freude. Keiner denkt, er sei im Körper nicht richtig. Wann fängt das an?

17:37
Bei mir war das schon früh. Ich hab mich im Badezug nicht so wohl gefühlt. Meine Schwester war immer so straight und so wohl in ihrem Körper, ich meistens nicht. Erst das Atmen hat es mir erlaubt, mehr Teile meines Körpers wahrzunehmen und den Körper ganz zu bewohnen.

17:38
Jetzt ist der Brunnen vor uns auch mit Mädchen gefüllt, größere Mädchen, eine im blau weiß gestreiften Badeanzug, die anderen in kurzen Shorts mit Stirnband und Pferdeschwanz. Wieder eine andere mit kurzer Leggings und orangener Bluse. Das kleine Mädchen von nebenan schaut zu. Was sie wohl denkt?

17:40
Eine ältere Frau mit mit ihrem Aufpasskind, dunklere Hautfarbe, geht mit dem Kind an die Wassersäule, sie passt gut auf es auf. Es sind die viele Mütter mit ihren Kindern hier, eine zieht ihrem Sohn gerade eine Windel an, hat ein Kopf-über-Handtuch, jetzt steht der Vater davor, sie diskutieren, die Mama und der Papa. Der Junge hat mittlerweile eine Hose an. Das kleine Mädchen von nebenan turnt vor uns, im Yoga würde man sagen, sie macht den Hund.

17:41
Ein Junge läuft ganz dicht an uns vorbei mit einer Wasserflasche, ich habe Angst um meinen Computer. Dabei sitzen wir hier ganz geschützt. Das ist hier ein Wasserspielplatz mit Intervall-Bewässerung, so steht es am Eingang. 

17:42
Ah, da geht ein anderer Strahl an, als pieselt er sanft aus seinem dicken Rohr, das aussieht wie eine Lampe. Die Kinder rennen mit ihren Gefäßen hier herum und tragen das Wasser irgendwo hin. Es erschließt sich mir nicht, was sie wohl damit verbinden. Früher gab es solche Spielplätze nicht, und der Name Plantsche löst in mir komische Gefühle aus, weiß auch nicht, warum. Vielleicht weil ich plantschen doof finde. Ich möchte da nicht mit spielen, bin eher so wie das Mädchen von nebenan. Jetzt steht sie vor uns, läuft wieder zurück.

17:44
Ein älterer Mann mit Kopfhörern am Ohr und einer ReweTasche unterm Arm schlecht vorbei, mit dem Fuss stößt er den Pappbecher aggressiv beiseite. Was der hier wohl sucht? Ich würde immer total auf die Kinder aufpassen, hab wieder Angst, dass hier so eine Kinderschänder sitzt, der sich an den Kindern vergreift, ja, ein Gedanke, der eigtl nicht sein sollte, aber ich denke trotzdem daran.

17:46
Gleich fahre ich mit der U6 zu Unter den Linden, wir gehen noch zu einem Vortrag der Sch-Stiftung. Mit allen Sinnen – SEHEN. Darauf freue ich mich.

17:47
Ein Junge mit schwarzen Locken und kleiner lila-rot gemusterter Höschen fängt Wasser auf und schüttet es vor unseren Augen auf. Er schüttet es über ein Gemälde mit Straßenkreide und schwups, weg ist es. Ich verstehe seine Motivation nicht. Eine Mutter holt sich etwas Wasser. Der andere Brunnen geht nicht.

17:48
Der große Fisch macht eine Brücke, mit dem Maul stößt er auf den Boden auf und mit der Flosse auch. Aus einem Hals strömt das Wasser. Ein Kind hält seinen Fuß dort in das Wasser, es wird gehalten von einem größeren Jungen. Überall zischt und spritzt es vor sich hin.

17:50
Ich denke: wenn die Kinder lauter Erwachsene wären, da kommt ein blondes Mädchen auf einem kleinen Roller angefahren, der Vater hütet das Gefährt, von Scott. Das Mächten sieht sooo süß aus, mit ihrem blau weiß gestreiften Röckchen und ihren weißen Oberteil, so ein richtiges Vorzeigemädchen.

17:51
Ein anderes Mädchen, nur mit einem Höschen bekleidet und  einem langen, dunklen Zopf, trägt gelbe Gummistiefel, sieht lustig aus. Ja, ein bisschen wie ein Voyeur kann man sich hier schon vorkommen, aber wir fallen nicht so doll auf.

Idee / Anregung: Sommer in Berlin
Wenn es heiß ist, in Berlin, geh mal auf die Suche nach Wasserspielplätzen. Da ist es mittags noch nicht so voll. Ein schöner Ort, zum Beobachten und Auftanken.

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