26072024 PP-Werkstatt
13:14
Das war ja doch gar nicht so einfach, hier in die Werkstatt zu kommen, hier zu schreiben und – erst recht, zu finden. Ich bin jedesmal völlig überrascht, wie nervös ich werde, wenn es „Unknown“ ist, die Gegend Unknown, wenn ich mir vorkomme, wie in Afrika.
13:15
Jetzt ist hier Alles gut. Wir sitzen hier schön auf einer Bank, ich glaube, das war so eine Bank, wie sie in der Umkleide in einer Turnhalle steht, aber wie vier haben gut Platz. Wir sitzen auf einer Empore, oben, die Absauganlage ist voll laut. Sie dröhnt.
13:16
Die Räume die wir sehen, sind mit schwarzen Vorhängen verkleidet, ja Vorhänge sind staubig, sehen längst nicht mehr Schwarz aus, es muss hier ziemlich staubig sein, was jetzt gar nicht so erscheint, aber überall stehen Absauggeräte herum.
13:18
Ein heller Leuchtstrahl zieht mich in den Bann, da wird was gelötet, wie ein Schwert-Sportler, wie heißen denn diese Schwertkunst, die J. Und A. Gemacht hat haben? Der Typ klopft da drauf herum, er hat einen Helm auf, den er vor sein Gesicht hält, wenn er da schweißt. Jetzt wieder. In der linken Hand hält er einen langen Stab, der soll wohl das Verlöten ermöglichen. Jetzt wieder Helm auf, bzw. Kappe und den langen silbernen Stab halten. Kappe ab, Stab weg. Ich kann nicht sehen, was er macht.
13:20
Er steht auf und geht mit dem Objekt nach links, jetzt kommt er wieder. Wie ein Handwerker sieht er eigentlich nicht aus, ehr wie ein Künstler. Ich kann seinen gepflegten Haarschnitt sehen und die fehlenden Haare am Oberkopf. Er trägt einen auffallend spitzen Bart, ist nicht mehr der Jüngste, die sind alle nicht so jung hier, eher so ab 45, vielleicht. Jetzt greift er sich ein Schleifgerät, vllt ist es auch eine Säge.
13:22
Ich höre die Säge, sehe ihn aber nicht mehr. Jetzt rieche ich Zigarettenrauch, wie schön, der passt hier gut her. Ich drehe mich mal kurz um, eine Riesen Absauganlage, die hier dröhnt.
13:23
Er sitzt wieder auf Position. So filigran, wie er arbeitet, Kappe /Helm oder Schutzkappe auf, ab, wie ein Zahnarzt. Helm rauf, Helm runter, es raucht und zischt, wie ein Feuerwerk, grüne Flamme, weißt Flamme. Ob der vllt irritiert ist, weil wir ihm zuschauen? Nein, sieht ganz und versessen aus in seine Arbeit, ja, vllt ist er besessen von seiner Arbeit. Ein langer Schlauch zieht sich von links nach rechts über seine Schulter zu dem Lötgerät. Ich habe keinen Plan, was hier los ist. Da liegt gefaltetes Alufolie auf dem Tische, so groß wie eine Tapetenrolle.
13:26
Ein anderer Typ mit langen Jesuslocken läuft unter uns vorbei, einer mit rosafarbenem Cappi und kurzen Hosen, auffallend frisch.
13:27
Sehr gepflegt alles, obwohl hier gehobelt wird, ich denke an „wo gehobelt wird, da fallen Späne“, hier sind gar keine Späne. Eigentlich kann man vom Fussboden essen, außer dem Staub vllt.
13:28
Der Werkstattleiter mit seinem roten Hemd zeigt sich kurz, er hat uns hier nach oben geführt, nach anfänglicher Skepsis hat er sich dann doch bereit erklärt, uns hier schreiben zu lassen. Was das alles hier mit Kunst zu tun hat? Ich sehe es nicht. Draußen sind wir an rostigen runden Objekten vorbei gegangen, wie vor der Urania.
13:29
Eine andere Frau/Künstlerin, trägt zwei lange Träger, sieht aus, wie eine Flurgarderobe, ich denke an S. Garderobe, die sie loswerden will. Die wäre hier bestimmt gut aufgehoben, aber wie könnte sie hierher kommen.
13:30
Die Frau in ihrem schicken Khaki farbenen Overall sitzt auf dem Werktisch oder der Werkbank und montiert den stählernen Fuss in eine Zwingklemme.
13:31
Ab und zu laufen hier ein paar Leute herum, aber wenig, im Verhältnis zu den Arbeitsplätzen, die bereit stehen. Ob die sich den Arbeitsplatz mieten müssen? Ob jedes Abteil ein Zimmer für einen Künstler/in ist? Der Lötmann setzt wieder seinen Helm auf und lötet oder schweißt, gleißend helles Licht, das hier scharf zu uns durch dringt. Ein Orb vielleicht. Und wieder, löten, schweißen, hämmern, gleichzeitig, getrennt durch den verstaubten, schwarzen Vorhang.
13:33
Gemütlich ist es nicht, dieses Material ist für mich nicht so schön. Wieder das Licht, das Licht ist die Kunst und nicht das Objekt. Ein Lötkoben muss das sein. Man könnte meinen, er arbeite an einer Espressomaschine oder einem Kerzenständer. Und wieder knallt das helle, gleißende Licht in den Raum. Dann hämmert er und biegt mit einer Zange, eine blonde Frau mit Zopf und in normalen Klamotten schaut schmunzelnd zu uns hoch.