Berlin-Protokoll: Garten – eine Oase zwischen den Wänden

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Idee / Anregung

Wandel mal durch die Stadt und finde Gärten in den Hinterhöfen. Vielleicht findest Du eine Bank, auf der Du mal kurz innehalten kannst, die Luft zu schnuppern, mit allen Sinnen die Umgebung wahrnehmen. Wenn Du ein gemütliches, grünes Plätzchen gefunden hast, stell ein Foto in die Kommentare.

Nachfolgend mein Protokoll, das wir hybrid im Garten geschrieben haben, dieses hier ist „mein“ Garten, also der, den ich mit nutzen darf, gehören tut er M., meinem Lieblingsnachbarn, der ihn auch angelegt hat und pflegt. Manchmal helfe ich ihm, auf jeden Fall genieße ich den Blick in den Garten, – sehr. Er läßt mich weit werden, auch wenn die große Kastanie mir manchmal meine Wohnung zu sehr abdunkelt.

22072020 Garten

15:02
Hurtig sprinte ich in den Garten, mit dem ich schon seit Tagen connected bin, seit ich weiß, dass ich hier Protokoll schreiben will.

15:03
Eigentlich wollte ich mit M. hier sitzen und schreiben, wollte ihn inspirieren, sich mir anzuschließen, dachte, er würde sich mal auf was Neues einlassen, aber „nein, … er müsse zu K. in den Garten, dort helfen“. 

15:04
Hinter mir geht die Tür auf. Jetzt kommt er, stupst mich an, setzt sich an seinen kleinen Teich und säubert die Pumpe. Seine Zigaretten liegen vor mir auf dem Tisch. Ich sitze noch gar nicht. So speziell war eben die Situation beim Essen gehen. Da sah ich doch tatsächlich mal einen netten jungen Mann, der mir gefiel. Ja, das war eine merkwürdige, spezielle Begegnung der siebten Art. Echt toll. Alles ging so schnell. Ich hör nur „schlimm“ und dann verschwindet er wieder aus dem Garten. … der Mann, an dessen Tisch ich mich setzte, hieß J.Z., er war aus G., hatte dort ein Volontariat bei der Zeitung gemacht. Ich hatte von 77-79 meine Lehre als Friseurin dort gemacht. Kürzlich war ich nochmal in G. und fand den Laden, in dem ich gelernt hatte, nicht mehr. Rosentorstr. 6, G., so steht es auf meinem Abschlusszeugnis.

15:07
Der Brunnen plätschert. jetzt mal hier und jetzt. Die Sonnenstrahlen, die angenehme Wärme, trifft auf meinen rechten Arm. Daneben meine große Tasse Tee. Es plätschert und plätschert, wie schön, so beruhigend. In dem kleinen Teich teilen sich 5-7 Fische, rot, rot-weiß, Goldfische, das Terrain. Die haben’s gut. On top gab es kürzlich noch eine Rose, eine Seerose, wo ist sie?

15:09
„Ja, ja, …“ ich höre sanfte Töne von A., der Pfefferhändler, der hier unten sein Büro hat und offensichtlich auf seinem Balkon telefoniert.

15:10
Ich erblicke die zarten Bäumchen, wie eine Hecke angeordnet, die dicken, fetten, weißen Schneekugeln davor, davon werde ich mir mal die eine oder andere abschneiden und sie auf meinen Küchentisch stellen.
Die Sonne hat Kraft, jetzt trifft sie auch auf mein Gesicht, echt schön. und es plätschert. 

15:12
Als ich den Garten betrat, der durch ein Schloss nur wenigen Menschen im Haus vorbehalten ist, es ist sozusagen der Garten von M und M., als ich hier einzog, vor 13 Jahren, hatte ich die Erlaubnis, den Garten zu machen. Es sah hier wild aus, eine Hütte stand hier, Ratten wohnten hier, M. hat jetzt alles im Griff, alles Getier wird vergiftet. Nicht aber die Ameisen. Die häufen sich an einem Loch auf der kleinen Betonplatte im Eingang, ich werde ihnen später mal ein Gemisch auf Natron mit Zucker präsentieren, sie sollen daran elendig zugrunde gehen. Aber, …. das macht mir nix. sollnse.

15:15
Und es plätschert. Manchmal höre ich es in meinem Bett. Ein großer Bambus in meinem Blickfeld, eine riesengroße Banane, mit Riesenblättern im Eingang hinter mir. Und eine tolle Feige, deren Früchte ich bald essen werde. Hinter mir Orangen und Zitronen, auch die Zitronen konnte ich schon als Biozitronen im Kuchen verwenden. 

15:17
Die Kastanie. Es ist der einzige große Baum inmitten von drei Hinterhof Gärten. Sie ist riesig und sollte beschnitten werden. Sie ist voller Motten, die Blätter sind schon braun, wie im Herbst und es gibt schon grüne Früchte daran.
Gerade kommt eine Amsel im Sturzflug über mich geflogen, jetzt hüpft sie im grünen Gras, sie hat gar keine Angst, sitzt mir  fast gegenüber, als sei sie neugierig. Ich frage sie, ob sie eine Amsel ist, sie hüpft weiter, hoffentlich frißt sie nicht die mit Gift verseuchten Ameisen, sie soll es nicht treffen. Sie sucht scheinbar nach Essen. und wieder hüpft sie im Rasen, jetzt auf dem Weg in den Kompost. Der schönste Kompost in der Stadt, da kommt nur beste Ware hinein. Die Kastanie haben wir frei gelegt. Alle Unterstellplätze, die um die Kastanie herum gebaut waren, haben wir abgerissen, so dass der Baum wieder atmen kann. und ich auch. 

15:21